
Die Diskussion um Künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig, und viele Unternehmen fragen sich: Wie finde ich heraus, ob sich ein Prozess für KI-Automatisierung überhaupt lohnt? Diese Frage ist entscheidend, denn eine unüberlegte Implementierung kann teuer und ineffektiv sein. Eine fundierte Analyse im Vorfeld schützt vor Fehlinvestitionen und stellt sicher, dass Sie die Technologie dort einsetzen, wo sie den größten Mehrwert schafft.
In diesem Leitfaden zeigen wir Ihnen, anhand welcher Kriterien Sie Prozesse bewerten und wie Sie eine fundierte Entscheidung für oder gegen eine KI-gestützte Automatisierung treffen.
Was bedeutet KI-Automatisierung eigentlich?
Bevor wir ins Detail gehen, ist eine klare Abgrenzung wichtig. Einfache Automatisierung, oft als Robotic Process Automation (RPA) bezeichnet, folgt starren „Wenn-Dann“-Regeln. Sie ahmt menschliche Klicks und Eingaben nach, um strukturierte Aufgaben zu erledigen. KI-Automatisierung geht einen Schritt weiter: Sie kann unstrukturierte Daten (wie E-Mails oder Bilder) verstehen, Muster erkennen, Vorhersagen treffen und Entscheidungen ableiten. Sie lernt aus Daten und kann sich an neue Situationen anpassen.
Die 5 Kriterien: Wann lohnt sich KI-Automatisierung für einen Prozess?
Nicht jeder Prozess ist ein guter Kandidat für KI. Die besten Ergebnisse erzielen Sie bei Prozessen, die eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften aufweisen. Nutzen Sie diese Kriterien als Checkliste.
1. Repetitive und regelbasierte Aufgaben
Die idealen Kandidaten sind Aufgaben, die Mitarbeiter täglich oder wöchentlich auf die gleiche, monotone Weise erledigen. Je standardisierter der Ablauf, desto einfacher lässt er sich automatisieren. Denken Sie an:
- Dateneingabe und -übertragung zwischen Systemen
 - Bearbeitung von Standard-Kundenanfragen per E-Mail
 - Prüfung und Kategorisierung von Rechnungen
 
Wenn ein Prozess wenig Kreativität oder komplexes menschliches Urteilsvermögen erfordert, ist er ein starker Anwärter.
2. Hohes Volumen und hohe Frequenz
Die Automatisierung eines Prozesses, der nur einmal im Monat für zehn Minuten anfällt, lohnt sich selten. Der wahre Vorteil der KI liegt in der Skalierung. Fragen Sie sich:
- Wie oft wird diese Aufgabe pro Tag/Woche ausgeführt?
 - Wie viele Mitarbeiter sind damit beschäftigt?
 - Wie viel Zeit wird insgesamt dafür aufgewendet?
 
Ein Prozess, der täglich hunderte Male durchlaufen wird, wie die Verarbeitung von Bestellungen in einem E-Commerce-Unternehmen, bietet ein enormes Einsparpotenzial.
3. Hohe Fehleranfälligkeit bei manueller Ausführung
Menschen machen Fehler, besonders bei monotonen Aufgaben. Diese Fehler können teuer sein – von falschen Lieferungen über fehlerhafte Rechnungen bis hin zu unzufriedenen Kunden. KI-Systeme arbeiten mit konstanter Präzision. Prozesse, bei denen kleine Fehler große Auswirkungen haben, sind daher exzellente Kandidaten. Beispiele sind die Qualitätskontrolle in der Produktion oder die Abstimmung von Finanzdaten.
4. Datenverfügbarkeit und -qualität
KI ist datenhungrig. Ohne eine ausreichende Menge an qualitativ hochwertigen, relevanten Daten kann ein KI-Modell nicht effektiv trainiert werden. Bevor Sie ein Projekt starten, prüfen Sie:
- Verfügbarkeit: Haben Sie Zugriff auf historische Daten des Prozesses (z. B. die letzten 10.000 bearbeiteten Rechnungen)?
 - Qualität: Sind die Daten sauber, konsistent und korrekt beschriftet? „Garbage in, garbage out“ ist hier das oberste Gebot.
 - Struktur: Liegen die Daten digital und in einem nutzbaren Format vor?
 
Ohne solide Datengrundlage ist jedes KI-Projekt zum Scheitern verurteilt.
5. Messbarer ROI und Skalierbarkeit
Letztendlich muss sich die Investition rechnen. Der Return on Investment (ROI) muss klar definierbar sein. Überlegen Sie, was genau Sie verbessern wollen. Sind es:
- Zeitersparnis: Reduzierung der manuellen Arbeitsstunden.
 - Kostensenkung: Geringere Personalkosten oder Fehlerkosten.
 - Umsatzsteigerung: Schnellere Bearbeitung von Kundenanfragen führt zu mehr Verkäufen.
 - Qualitätsverbesserung: Reduzierung der Fehlerrate um einen bestimmten Prozentsatz.
 
Ein weiterer Aspekt ist die Skalierbarkeit. Ein KI-gestützter Prozess kann problemlos das zehn- oder hundertfache Volumen bewältigen, ohne dass zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden müssen.
So führen Sie eine Kosten-Nutzen-Analyse durch
Wenn ein Prozess die oben genannten Kriterien erfüllt, folgt die betriebswirtschaftliche Prüfung. Stellen Sie die erwarteten Kosten dem erwarteten Nutzen gegenüber.
Kosten (Beispiele):
- Softwarelizenzen oder Plattformgebühren
 - Kosten für die Implementierung und Anpassung
 - Schulungskosten für Mitarbeiter
 - Laufende Wartungs- und Optimierungskosten
 - Kosten für die Datenaufbereitung
 
Nutzen (Beispiele):
- Wert der eingesparten Arbeitsstunden (Stunden x Stundensatz)
 - Wert der vermiedenen Fehler (durchschnittliche Kosten pro Fehler x reduzierte Fehlerrate)
 - Schnellere Durchlaufzeiten (z. B. schnellere Rechnungsbegleichung führt zu Skonto-Vorteilen)
 - Verbesserte Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit (schwerer zu quantifizieren, aber wertvoll)
 
Liegt der erwartete Nutzen deutlich über den Kosten und ist der Break-even-Punkt in einem akzeptablen Zeitrahmen erreichbar, haben Sie einen starken Business Case.
Fallstricke und was Sie beachten sollten
Vermeiden Sie diese häufigen Fehler:
- Einen schlechten Prozess automatisieren: Automatisierung macht einen ineffizienten Prozess nicht plötzlich gut, sondern nur schneller ineffizient. Optimieren Sie den Prozess zuerst.
 - Den menschlichen Faktor ignorieren: Binden Sie Ihre Mitarbeiter frühzeitig ein. KI soll sie unterstützen, nicht ersetzen. Klären Sie Ängste und schaffen Sie Akzeptanz durch Transparenz.
 - Mit dem komplexesten Prozess beginnen: Starten Sie mit einem „Quick Win“ – einem einfachen Prozess mit klarem ROI. Das schafft Vertrauen und liefert wertvolle Erfahrungen für größere Projekte.
 
Fazit: Die richtige Entscheidung treffen
Die Frage, ob sich ein Prozess für KI-Automatisierung lohnt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Sie erfordert eine systematische Analyse. Indem Sie Ihre Prozesse anhand der fünf Kriterien – Repetitivität, Volumen, Fehleranfälligkeit, Datenbasis und ROI – bewerten, schaffen Sie eine solide Grundlage. Eine ehrliche Kosten-Nutzen-Analyse gibt Ihnen schließlich die finanzielle Sicherheit. Gehen Sie strategisch vor, starten Sie klein und betrachten Sie KI als ein Werkzeug zur Stärkung Ihrer Mitarbeiter und zur Steigerung der Effizienz Ihres Unternehmens.